Was ist New Work?
Der Paradigmenwechsel der Gesellschaft, Digitalisierung und die zunehmende Globalisierung sind Ursachen für einen strukturellen Wandel der Arbeitswelt. Nicht erst seit Ausbruch der Corona-Pandemie spielen alternative Arbeitsmodelle wie die 4-Tage-Woche oder der 6-Stunden-Tag eine immer größere Rolle. Der Gegenentwurf zur klassischen Arbeitswelt und somit der Trend von New Work, zu Deutsch: „Neue Arbeit“ wurde bereits Ende des 20. Jahrhunderts vom Sozialphilosophen Frithjof Bergmann begründet.
Definition: Was ist New Work?
Die Neue Arbeit wurde Ende des 20. Jahrhunderts vom austro-amerikanischen Philosophen Frithjof Bergmann mit den Werten Freiheit, Selbstständigkeit und der Teilhabe an der Gesellschaft definiert. Heute steht der Begriff für weitaus mehr, denn ein Wandel findet kontinuierlich statt und wird auch in Zukunft weiterhin an Relevanz gewinnen.
Entscheidend für diese Veränderungen sind die digitale Transformation, der demographische Wandel sowie entscheidende Veränderungen in den persönlichen Bedürfnissen der arbeitenden Gesellschaft. Insbesondere für die Generation Y ist die Arbeit nicht mehr gleich Arbeit. Das Ergebnis der Werteveränderung im Arbeitsleben wird in dem Begriff New Work beschrieben.
Nicht zu verwechseln ist New Work mit dem Begriff Arbeitswelt 4.0. Beide gehen Hand in Hand und erklären Veränderungen des Arbeitsumfelds. Während der New-Work-Ansatz seinen Fokus auf Werte und Haltungen der Arbeitnehmer legt, befasst sich das Konzept der Arbeit 4.0 eher mit Lösungsansätzen zur Bewältigung der vierten industriellen Revolution, auch genannt: Industrie 4.0. Im Zuge dessen, spielen die Automatisierung sowie Digitalisierung von Prozessen zum zeit-, und ortsunabhängigen Arbeiten eine große Rolle.
Konzepte: Wie kann man New Work umsetzen?
Das New-Work-Konzept ist die Schaffung eines innovativen und werteorientierten Arbeitsumfelds. Was oftmals als Arbeitswelt der Zukunft beschrieben wird, ist insbesondere seit Ausbruch der globalen Corona-Pandemie, keine Zukunftsmusik mehr. Viele Unternehmen haben sich das Konzept der New Work Philosophie zu Herzen genommen. Vorreiter solcher Entwicklungen sind bis dato junge und moderne Startups.
Co-Working-Spaces
Um die Wohlfühlatmosphäre zu steigern, finden sogenannte Coworking Spaces immer mehr Verwendung. Innerhalb der modern gestalteten Räumlichkeiten können Selbstständige, Projektarbeiter oder auch Freelancer einen temporären Arbeitsplatz mieten, um eine alternative Arbeitsmöglichkeit zwischen Büro und Wohnung zu schaffen. Mithilfe der Abwechslung, Modernität und dem Wohlfühlen, sollen diese Gemeinschaftsbüros zur Förderung der Zusammenarbeit, Effizienz und Produktivität beitragen.
Home Office
Dezentrales Arbeiten gehört insbesondere in Pandemie Zeiten vermehrt zu neuen Arbeitsformen. Für die New-Work-Bewegung ist die räumliche Nähe nicht mehr vonnöten. Internationale Arbeitgeber haben die Vorteile des Home Office bereits seit längerem erkannt. Auch kleinere Player ermöglichen heute ihren Mitarbeitern die Arbeit aus dem Home Office, da sich die örtliche Nähe unabhängig von der Produktivität erwiesen hat.
Desk Sharing
Das dezentrale Arbeiten führt auch zu einem Wandel des klassischen Arbeitsplatzes. Während in der Vergangenheit jeder Mitarbeiter seinen eigenen, mitunter mit Familienfotos personalisierten, festen Schreibtisch besaß, geht der Trend nun zum sogenannten Desk Sharing. Diese neue Arbeitsform sieht vor, jeden Mitarbeiter eine freie Platzwahl zu gewährleisten. Mit dem Desk Sharing soll eine zunehmende Flexibilität durch Gleitzeitmodelle und die Wahl zwischen Home Office und Arbeitsplatz ermöglicht werden.
Selbstständiges Arbeiten
Neue Arbeitsmodelle verabschieden strikte Hierarchien, Vorgaben und standardisierte Prozesse. Fokus der New Work Bewegung besteht aus flachen Hierarchien und der Förderung von Selbstständigkeit und Eigeninitiative der Mitarbeiter, sodass die Übernahme von Verantwortung steigt. Durch die Innovation der alten Arbeitsweise sollen Mitarbeiter nunmehr nicht darauf warten müssen, Anweisungen auszuführen.
Work-Life-Blending
Der Begriff Work-Life-Balance ist in aller Munde. Geprägt durch die Veränderung der neuen Arbeitswelt wird der Begriff durch den neuen Anglizismus Work-Life-Blending ergänzt. Dieser beschreibt die Verschmelzung von Arbeit und Privatleben, wodurch eine eindeutige Zuordnung der beiden Welten kaum noch möglich ist. Ziel ist es, eine Verbindung zu generieren, in der beide Welten optimal aufeinander abgestimmt sind, um so auf die individuellen Bedürfnisse der Mitarbeiter eingehen zu können.
Im Umkehrschluss steht der Begriff aber auch unter Kritik, da die Schaffung klarer Grenzen zwischen Arbeits-, und Privatleben nicht möglich ist. Kritiker fürchten, dass Mitarbeiter an der Trennung der Lebensbereiche scheitern und somit das konsequente Abschalten vernachlässigen. Bei der Entscheidung für oder gegen ein Work-Life-Blending Modell gilt es folgende Vor-, und Nachteile abzuwägen:
Vorteile | Nachteile |
Vereinbarkeit von Familie & Beruf | Ständige Erreichbarkeit führt zu mangelndem Abschalten |
Kein Absitzen der Arbeitszeit | Schlechtes Zeit Management führt zur unkontrollierten Anzahl an Überstunden |
Effizientere Nutzung der Produktivitätszeit | Selbstausbeutung durch eigenen Leistungsdruck |
Private Angelegenheiten erfordern keinen Urlaubstag | Burnout Gefahr durch mangelnde Selbstkontrolle |
Höhere Motivation & Zufriedenheit durch Flexibilität & Selbstbestimmtheit | Typabhängiges Arbeitsmodell stellt für viele eine neue Herausforderung dar |
Virtuelle Teams
Das Konzept New Work führt zu einer Revolutionierung der klassischen Teamarbeit, hin zu virtuellen Teams. Hier wird die Arbeit nun von physischer Anwesenheit Richtung digitalen Raum gehoben. Somit kennen sich virtuelle Teams meist nicht persönlich und sind ausschließlich digital via Cloud Services und neuen Technologien vernetzt. Analog zur dezentralen Arbeitsstruktur in Zeiten des New Work, arbeiten die Teammitglieder ortsunabhängig von unterschiedlichen Standorten auf der ganzen Welt.
Um den Faktor des selbstständigen Arbeitens mit einzubeziehen, werden virtuelle Teams durch Agilität ergänzt. Agile Teams sind in der Regel klein (5-9 Teammitglieder) und sind geprägt durch Autonomie, Interdisziplinarität und Selbstorganisation. Für die Umsetzung bedeutet das:
- Autonom: Die Teams besitzen keine Abhängigkeit zu weiteren Teams
- Interdisziplinär: Das Team besteht aus Mitgliedern verschiedener Kompetenzbereiche
- Selbstorganisiert: Das Team besitzt die Befugnis Entscheidungen zu treffen und Probleme zu lösen
Ausblick: Ist New Work die bessere Alternative?
Ob New Work die bessere Alternative zur klassischen Arbeitswelt darstellt ist umstritten. Neben den Vorteilen der Freiheit, Selbstbestimmtheit und Vereinbarkeit von Familie und Beruf stehen zahlreiche Herausforderungen für Arbeitgeber und Mitarbeiter. Um ein Chaos zu umgehen und sowohl die Zufriedenheit der Mitarbeiter als auch die Erreichung der Unternehmensziele sicherzustellen, bedarf es einer strukturierten Organisation, Planung und Koordination der neuen Arbeitswelt.